Kaninchen versuchen, Erkrankungen so lange wie möglich geheim zu halten. Der Grund dafür: kranke Tiere werden manchmal aus dem Rudel verstoßen, wenn die Gefahr besteht, dass sich gesunde Kaninchen anstecken. Es geht darum, dass keine gefährlichen Krankheiten oder Seuchen im Rudel um sich greifen und den Bestand dezimieren.
Eine der bekanntesten Kaninchenkrankheiten ist die Myxomatose. Dabei handelt es sich um ein Pockenvirus, das aber glücklicherweise nicht auf den Menschen übertragbar ist. Andere Tiere wie bspw. Nagetiere oder Meerschweinchen können sich zwar mit dem Virus anstecken – die Krankheit bricht aber nicht aus.
Wie du deine Kaninchen vor der Myxomatose schützt, wie sie diagnostiziert wird und was zu tun ist, wenn Tiere erkrankt sind, erfährst du in diesem Artikel.
Menschengemacht – die Kaninchenseuche Myxomatose
Kaninchen stammen ursprünglich von der iberischen Halbinsel. Zu Seefahrerzeiten wurden sie als lebender Proviant auf den Segelschiffen mitgenommen. So gelangten die Nager auch in die entlegensten Teile der Welt – sogar bis nach Australien.
Weil sie sich vielerorts – aus Mangel an natürlichen Fressfeinden – rasant vermehrten und zur Plage wurden, wollten die Menschen ihren Bestand reduzieren. Dabei wurde die Myxomatose bewusst eingesetzt. So kam es erst dazu, dass diese Seuche sich etablieren konnte. Jedes Jahr kostet diese Krankheit vielen Kaninchen in Deutschland das Leben.
Hartnäckig und resistent
Das Virus ist recht unempfindlich gegenüber Kälte und kann sich monatelang in Kot und Schmutz halten. Besonders in den Sommermonaten sind die Bedingungen gut, dass das Virus möglichst lange aktiv bleibt. Auch schon geheilte Kaninchen können es noch monatelang weitergeben.
Übertragungswege
Vor allem die Sommermonate begünstigen Ansteckungen mit der Myxomatose. Hauptüberträger sind dabei Stechmücken. Aber auch Kaninchenflöhe oder Zecken tragen das Virus länger als einen Monat in sich und stecken gesunde Tiere an.
Natürlich funktioniert das Übertragen der Krankheit auch ohne einen Zwischenwirt wie Insekten. Zum Beispiel wenn die Kaninchen sich berammeln oder gegenseitig putzen. Auch wenn Halter in verseuchten Gebieten auf Wiesen Futter sammeln gehen, kann es zu einer Ansteckung kommen.
Checkliste: Schutzmaßnahmen
- Myxomatose-Impfung beim Tierarzt
- Hygiene und Sauberkeit im Gehege
- Gibt es Myxomatose-Fälle in der Umgebung? Nachfragen bei Tierärzten oder beim hiesigen Veterinäramt
- Gibt es viele Wildkaninchen in der Umgebung?
- Das Anbringen von Moskitonetzen an Zäunen, Ställen oder Fenstern
Symptome der Myxomatose
Die ersten Anzeichen machen sich erst vier bis zehn Tage nach der Infektion bemerkbar. Da es unterschiedliche Verläufe der Krankheit gibt, ist die Diagnose nicht immer so einfach zu stellen.
Eindeutige Symptome
- Schwellungen an den Augenlidern
- im weiteren Verlauf Schwellungen am ganzen Körper, insbesondere im Kopfbereich (Nase, Maul, Ohren, Augen)
- eitrige Augenentzündungen
- Fieber
- bakterielle Infektionen von Haut oder Lunge
- Atem- und Schluckprobleme
- Appetitlosigkeit
- Apathie
Symptome bei milderen Verläufen
Diese ähneln den Anzeichen einer schweren Erkrankung, sind aber weniger deutlich ausgeprägt. Im Zweifelsfall kann es schon vorkommen, dass die Myxomatose mit einer harmloseren Bindehautentzündung verwechselt wird. Damit sind die Symptome – wenn die Kaninchen auch vom Verhalten her ganz normal erscheinen – schwierig zu erkennen.
Diagnose beim Tierarzt
Wer sicher sein will, geht in jedem Falle zum Tierarzt. Es ist auch durchaus ratsam, sich vorher zu erkundigen, welche Tierärzte sich vielleicht sogar auf Kleintiere und ganz speziell Kaninchen spezialisiert haben. Ein fundiertes Wissen über die Langohren ist wichtig, da die Myxomatose eine reine Kaninchenseuche ist.
Da sich die Tiere anfangs nicht anmerken lassen, dass sie krank sind, ist es außerdem wichtig, schnell zu handeln. Bei einem schweren Verlauf sterben die Kaninchen oft schon nach ein bis zwei Wochen. Wer kostbare Zeit verstreichen lässt, spielt unter Umständen mit dem Leben seiner Lieblinge.
Behandlung: Qual oder Rettung?
Nur 20% der ungeimpften Kaninchen überleben einen Ausbruch der Myxomatose. Lediglich bei milden Verläufen bietet eine Behandlung Aussicht auf Erfolg. Und auch dann ist der Aufwand groß.
Nötig sind dann Infusionen, Fieber- und Schmerzsenkende Medikamente und manchmal sogar externe Zufuhr von Sauerstoff. Zu Bedenken gilt es auch, dass die Tiere noch monatelang ansteckend bleiben, selbst wenn sie sich von der Krankheit erholen.
Für ältere und schwache Tiere oder solche, die mit einem schweren Verlauf kämpfen, ist die Behandlung keine Rettung, sondern eine Verlängerung der Qualen.
Impfen, impfen, impfen
Myxomatose ist nicht heilbar! Was die Kaninchen wirklich schützt, sind regelmäßige Impfungen. Schon im Alter von vier bis sechs Wochen erfolgt die erste Impfung. Für Zuchtkaninchen, die mit ihren Besitzern auf Ausstellungen gehen, ist die Impfung sogar verpflichtend.
In welchem Turnus die Impfungen vorgenommen werden müssen, erfährst du bei deinem Tierarzt. Die Kosten für regelmäßige Impfungen sollten auf jeden Fall mitbedacht werden, bevor man sich die süßen Nager ins Haus oder in den Garten holt. Denn: Niemand möchte seine Langohren an eine Kaninchenseuche verlieren.
FAQ
Kommt es nach Impfungen zu gefährlichen Nebenwirkungen?
Natürlich können verschiedene Nebenwirkungen auftreten. Falls das der Fall ist, sollte umgehend ein Tierarzt aufgesucht werden. Das Risiko, dass ungeimpfte Kaninchen an einer Myxomatose sterben, ist allerdings um ein vielfaches höher als ein impfbedingtes Erkranken der Tiere.
In meiner Region gibt es keine Myxomatose. Muss ich die Kaninchen trotzdem impfen lassen?
Wenn mehrere vertrauenswürdige Quellen wie Tierärzte und Veterinärämter bestätigen, dass keine Gefahr durch eine Myxomatose-Infektion droht, ist es möglich, auf die Impfung zu verzichten. Allerdings muss diese Information mindestens halbjährlich bestätigt werden. Wer sicher gehen will, lässt seine Kaninchen trotzdem impfen.
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