Den Comic-Hasen Bugs Bunny aus den amerikanischen Cartoons kennen die meisten. Dargestellt wird er oft, wie er zwischen seinen Kommentaren immer wieder genüsslich an einer Karotte knabbert. Salat oder Karotten sind wahrscheinlich die am häufigsten mit Kaninchenfutter assoziierten Lebensmittel. Doch welches Futter würde ein Kaninchen wählen, wenn es die freie Wahl hätte?
Um zu verstehen, welches Futter wir unseren Kaninchen am besten ins Gehege legen, lohnt ein Blick auf ihre Verwandten in der freien Natur – die Wildkaninchen. Welche Nahrung fressen sie? Was machen sie im Winter und bei Bodenfrost? Und wie sinnvoll ist Kaninchenfutter aus dem Zoofachhandel? Hier kommen die Antworten.
Das Einmaleins der Kaninchenernährung
Genauso wie bei Wildkaninchen verhält es sich auch bei unseren Hauskaninchen. Das beste Futter wächst im Wald und auf der Wiese. Dazu gehören alle Sorten von Gräsern und solche Pflanzen, die viele von uns etwas abfällig als Unkraut bezeichnen. Eine kleine Checkliste für den Anfang:
- Gräser
- Wegerich (Spitz- und Breitwegerich)
- Giersch
- Schafgarbe
- Löwenzahn
- Gänseblümchen
- Klee
- Sauerampfer
- Wicken
- Ehrenpreis (auch unter dem Begriff Vergissmeinnicht bekannt)
- Gänsefinger- und Fünffingerkraut
Wenn ihr neue Futterpflanzen für eure Kaninchen entdeckt und anbietet, fangt erst einmal mit kleineren Mengen an, die ihr nach und nach steigern könnt. Dann haben die Tiere genug Zeit, um sich an die Ernährungsumstellung zu gewöhnen.
Kein Unkraut, sondern Heilpflanzen!
Was manche nicht wissen: Viele dieser Pflanzen sind anerkannte Heilpflanzen. Etliche Pharmaunternehmen produzieren und vertreiben Cremes oder Tropfen, die auf den Wirkstoffen dieser Pflanzen basieren. Unterschiedlichste Beschwerden oder Krankheiten können so gelindert oder sogar geheilt werden.
So wirkt die Schafgarbe bspw. krampflösend und entzündungshemmend. Außerdem ist sie gut für den Magen-Darm-Trakt. Wegerich wiederum hilft bei Magenschleimhautentzündungen, Durchfall und Reizdarm. Die Listen von Heilpflanzen und ihren Wirkungen sind lang. Hierzu gibt es im Internet und in der Literatur eine Menge Informationen. Für Anfänger gibt es auch Apps, die das Bestimmen von Pflanzen erleichtern.
Hoppelnde Heilpraktiker
Vom Instinkt der Kaninchen würde sich so mancher Heilpraktiker gerne eine Scheibe abschneiden. Denn sie wissen ganz genau, welche Pflanzen sie fressen müssen, um gesund zu bleiben oder eventuelle Erkrankungen selbst auszukurieren.
Und das Beste dabei: Wir müssen uns nicht um das Dosieren kümmern. Wie viel von welcher Pflanze die Kaninchen benötigen, wissen sie selbst am besten. Es kommt dabei lediglich darauf an, dass die Langohren rund um die Uhr eine möglichst große Auswahl von frischem Grünfutter zur Verfügung haben.
Unerwartete Leckerbissen
Es gibt auch Pflanzen, die etwas überraschend auf dem Speiseplan unserer Kaninchen stehen. Dazu gehören z.B.
- Brennnesseln
- Disteln oder
- Bärenklau
Die Nachteile von Brennnesseln oder Disteln kennt jeder, der im Sommer schon einmal barfuß und allzu sorglos durch den Garten geschlendert ist. Viele Kaninchen fressen angewelkte Brennnesseln. Auch die Stacheln der Disteln sind kein Hindernis. Sie werden zerkaut und mitgefressen. Bärenklau wird fälschlicherweise oft als giftig für die Kaninchen bezeichnet. Im Gegenteil: Bärenklau ist eine hervorragende Futterpflanze.
Heimische Baumarten sind Futterlieferanten
Das Blatt- und Astwerk etlicher Baumarten gehört auch auf die Futterliste für Kaninchen. Neben den Blättern fressen die Kaninchen auch gerne die Rinde der Äste. Hier eine kleine Auswahl von Bäumen, deren Blätter fressbar sind:
- Haselnuss
- Obstbäume (z.B. Apfel, Birne, Kirsche, Pflaume)
- Weide
- Linde
- Buche
- Bambus
- Birke
- Forsythie
Auch die Blätter von Obststräuchern (z.B. Johannisbeere, Himbeere, Brombeere) sind als Futtermittel geeignet. Gerade im Herbst macht es Sinn, ein wenig Laub von diesen Sträuchern oder Baumarten für die Kaninchen liegen zu lassen oder es ihnen auf die Futterstelle zu geben.
Wasserbedarf und Pflanzenfasern
Gesunde Kaninchen decken ihren Flüssigkeitsbedarf fast ausschließlich über frisches Grünfutter. Trotzdem muss immer frisches Wasser zugänglich sein – auch wenn die Kaninchen gar nicht oder nur selten trinken. Als beste Lösung dafür dient ein fester und auf dem Boden stehender Trinknapf.
Ältere und kranke Kaninchen wirst du eher mal am Trinknapf erblicken als gesunde. Wenn ein Kaninchen sehr viel trinkt, solltest du sicherheitshalber einen Tierarzt aufsuchen. Auch im Sommer, wenn es zu längeren Hitzewellen kommt, sind die Langohren logischerweise öfter am Trinknapf anzutreffen.
Lieber Fasern kauen als Möbel
Frisches Grünfutter ist im Gegensatz zu Gemüse und Obst sehr faserhaltig. Das gesteigerte Kaubedürfnis der Kaninchen wird dadurch gedeckt. Bekommen sie nicht ausreichend faserhaltiges Futter angeboten, kann es gut sein, dass sie ihre Kaulust an Möbeln, Stromkabeln, Türen, Sockelleisten oder Gehegebegrenzungen auslassen.
Natürlich kann es trotz reichlich vorhandenem Grünfutter sein, dass die Kaninchen ihre Schwäche fürs Nagen auch an Gegenständen ausleben, die nicht dafür vorgesehen sind. Mit artgerechtem Futter wird aber zumindest die Wahrscheinlichkeit für unerwünschte Nageschäden minimiert.
Zufüttern in den kalten Jahreszeiten
Wenn der Winter vor der Tür steht, wird auch das Nahrungsangebot auf den Wiesen knapper. Spätestens mit dem ersten Frost sind Kaninchenhalter gezwungen, Futter dazuzukaufen. Hier eine Checkliste, welches Futter sich am besten eignet:
Gemüse und Obst
- Gemüse (z.B. Karotten(grün), Bittersalate, Broccoli, Kohlrabiblätter, Steckrübe, Stangen- und Knollensellerie, Grünkohl, Pak Choi oder Petersilienwurzeln u.v.m.)
- Obst (Apfel, Banane, Kirsche, Pflaume, Birne u.v.m.)
- Heu (sollte regelmäßig getauscht bzw. erneuert werden)
- Küchenkräuter (Dill, Petersilie, Majoran, Oregano, Basilikum u.v.m.)
Bei Gemüse ist darauf zu achten, dass es nicht zu stärkehaltig ist. So sind Maiskolben zwar ein besonderer Leckerbissen für die Kaninchen, sollten aber nur ab und zu verfüttert werden. Durch ihren hohen Stärkegehalt sind sie regelrechte Dickmacher.
Auch Obst sollte nur in geringen Mengen angeboten werden. Tropische Früchte wie bspw. Zitrusfrüchte sind nicht für die Kaninchen geeignet, da der Säureanteil sehr hoch ist.
Dagegen sind Küchenkräuter bei den Kaninchen sehr beliebt. Im Winter könnt ihr die Kräutertöpfe im Supermarkt kaufen.
Trockenfutter
Im Zoofachhandel gibt es viele unterschiedliche Trockenfutterprodukte für Kaninchen zu kaufen. Oft werden die bunten und ansprechend aussehenden Mischungen als Alleinfuttermittel angeboten. Kritiker bemängeln, dass durch diese nicht artgerechte Ernährung das Entstehen von Krankheiten begünstigt wird.
Dazu gehören Zahnerkrankungen, die sehr schwierig zu diagnostizieren sind. Blasen- und Nierenerkrankungen, Verdauungsstörungen, Über- und Untergewicht und sogar Verhaltensstörungen führen Experten auf das Trockenfutter zurück. Hier die wichtigsten Kritikpunkte:
- Trockenfutter sättigt sehr schnell. Dadurch werden die Zähne nicht ausreichend abgerieben und müssen vom Tierarzt abgeschliffen werden
- der Stoffwechsel wird beeinflusst und die Bakterien der Darmflora geraten aus dem Gleichgewicht
- die fehlende Flüssigkeit im Trockenfutter kann durch Trinken nicht ausgeglichen werden
- Kaninchen verbringen normalerweise (wenn sie sich artgerecht ernähren) sehr viel Zeit mit der Nahrungsaufnahme, durch die schnelle Sättigung entsteht Langeweile, die zu Verhaltensänderungen führen kann
- der hohe Energiegehalt stört die Verdauung und macht die Kaninchen träge
Wenn überhaupt eignet sich Trockenfutter z.B. in Form von Erbsenflocken, Karottenchips oder Kleesamentalern als Leckerli, das nur ab und an und in geringen Mengen gefüttert wird.
FAQ
Sollte ich Angst haben aus Versehen giftige Pflanzen zu sammeln?
Halte dich erst einmal an die Pflanzen, die du kennst. Bei Gräsern, Löwenzahn, Klee oder den Wegerich-Arten kann man kaum einen Fehler machen. Anschließend kannst du dich immer weiter an andere Pflanzenarten herantasten und sie mit Anleitungen aus dem Internet bestimmen. Viele Pflanzen haben eindeutige Eigenschaften, an denen du sie kinderleicht erkennen kannst. Bei Bäumen ist die Bestimmung der Art durch die Früchte möglich, bei unbekannten Wiesenpflanzen hilft die Farbe und Form der Blüte.
Wie funktioniert die Umstellung von Trockenfutter auf frische Pflanzenkost?
Am besten ist es ganz langsam mit dem Umstellen zu beginnen. Die Futtermengen werden sukzessive verringert bzw. erhöht bis das Trockenfutter weggelassen werden kann. Hierzu gibt es auch Ratgeber im Internet. Auch kleintierkundige Tierärzte oder andere Kaninchenhalter geben mit Sicherheit Hilfestellung.
Ich habe wenig Zeit, um meinen Kaninchen artgerechtes Futter zu sammeln. Was mache ich jetzt?
In Supermärkten gibt es oft Körbe für “Grünabfall”. Darin befindet sich z.B. Karottengrün oder Kohlrabiblätter. Diese Abfälle können kostenlos mitgenommen werden und sind sehr faserhaltig und damit geeignet als Kaninchenfutter. Mir bringen manchmal Nachbarn das “Grünzeug” aus dem Supermarkt, weil sie wissen, dass ich es an meine Kaninchen verfüttere. Auch lohnt es sich im eigenen Garten oder auf öffentlichen Grünflächen, an denen man sowieso vorbeigeht, nach geeignetem Futter Ausschau zu halten. Gerade im Frühling und im Sommer ist eine Jutebeutel meist schnell gefüllt.
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