Steigende Energiepreise im Duett der Energiewende lassen bei immer mehr Immobilienbesitzern die Überlegung aufkommen, sich eine neue Photovoltaikanlage anzuschaffen, oder eine bestehende Anlage zu erneuern oder zu erweitern. Die Anschaffung einer PV-Anlage ist nicht günstig, zudem sollte sie regelmäßig gewartet und gereinigt werden.
Warum sollte man eine Photovoltaikanlage reinigen?
Photovoltaikanlagen sorgen für einen guten Ertrag, wenn sie groß genug sind, die richtige Ausrichtung und den richtigen Neigungswinkel haben, wenn ausreichend die Sonne scheint und die Solarmodule nicht verschmutzt sind. Staub, Blätter aber auch Schnee können rasch dafür sorgen, dass der Ertrag deutlich sinkt. Daher sollte eine PV-Anlage regelmäßig gereinigt werden. Je nach Grad der Verschmutzung kann dies alle drei bis fünf Jahre sein. Als Gartenbauingenieur rate ich jedoch dazu, die Module jedes Frühjahr auf Vordermann zu bringen.
Welche Vorteile hat eine Reinigung der Photovoltaikanlage?
Leichte Verschmutzungen wie Staub, Pollen oder Blätter werden bei kräftigen Regenschauern teilweise beseitigt. Spätestens, wenn sich im Laufe der Monate oder Jahre Moos, Flechten, aber auch hartnäckiger Vogelkot angesammelt hat, müssen die Solarmodule gereinigt werden. Die Reinigung stellt einen langfristigen Ertrag sicher und erhöht die Lebensdauer der Anlage.
Beim Reinigen kann gleichzeitig das Hausdach unter die Lupe genommen und nach möglichen Schäden untersucht werden.
Und schließlich sieht ein gereinigtes Solarmodul ordentlich und sauber aus.
Welche Nachteile hat eine Reinigung der Photovoltaikanlage?
Eine unsachgemäße Reinigung der Photovoltaikanlage kann mehrere Nachteile haben und zudem bösen enden. Beim Klettern auf das Hausdach besteht die Gefahr, dass man abrutscht oder gar abstürzt. Auch ein Stromschlag muss jederzeit in Kauf genommen werden, wenn die Kabel an der Solaranlage defekt sind und mit Wasser in Berührung kommen.
Den Anweisungen des Herstellers ist bei der Pflege unbedingt Folge zu leisten. Die Anwendung eines falschen Reinigungsmittels kann dazu führen, dass die Module beschädigt werden, oder dass die Gewährleistung des Herstellers erlischt.
Worauf sollte man bei der Reinigung einer Photovoltaikanlage achten?
Grundsätzlich gibt es keinen Grund, warum die eigene PV-Anlage auch nicht selber gereinigt werden darf. Voraussetzung dafür ist das entsprechende Equipment, also das richtige Reinigungsmittel, spezielle Reinigungsgeräte, ein stabiles Gerüst, eine feststehende Leiter oder eine Teleskopleiter, beziehungsweise ausreichend lange Teleskopstangen.
Alle Utensilien gibt es im Fachhandel vor Ort, bei entsprechenden Anbietern im Internet oder können im Baumarkt ausgeliehen werden. Wer die Solarmodule aufgrund einer geringen Verschmutzung nur alle drei bis fünf Jahre putzen muss, fährt besser damit, sich die Gerätschaften jeweils auszuleihen als anzuschaffen und sie zu Hause zu deponieren.
Auf diese Punkte solltest du beim Reinigen der Photovoltaikanlage achten:
- Mit einem weichen Besen lässt sich Schnee gut entfernen.
- Mit den Händen lassen sich Äste, Blätter oder Nadeln einfach herunterwischen. Arbeitshandschuhe sind hierfür ganz praktisch.
- Mit einem nassen Schwamm oder einem weichen, feuchten Tuch sind locker sitzende Verschmutzungen wie Staub einfach zu entfernen.
- Ruß wird ebenfalls mit Schwamm oder Tuch abgewischt – lediglich etwas Reinigungsmittel ist zusätzlich nötig.
- Verkrustungen wie Vogelkot oder Moose und Flechten werden mit fließendem Wasser und einem milden Reiniger vorsichtig entfernt. Zum Einsatz kommt wieder der weiche Schwamm oder eine weiche Glasbürste. Harte Bürsten oder gar Hochdruckreiniger haben an einem Solarmodul Hausverbot.
Photovoltaikanlagen reinigen: In 6 einfachen Schritten
Das Wichtigste bei der Reinigung der eigenen Photovoltaikanlage ist die eigene Sicherheit. Ein Sturz vom Hausdach oder ein Stromschlag aufgrund eines defekten Anschlusses kann immer wieder passieren. Deshalb wird mit einem Gerüst oder einer Teleskopleiter und bei Bedarf einem Teleskopstiel gearbeitet.
Ebenfalls ein Tabu ist das Betreten der Solarmodule. Sie sind sehr empfindlich und können schnell Risse bekommen, wenn sich jemand auf den Knien auf ihnen herumtreibt. Meistens handelt es sich dabei um winzig kleine Risse, die mit der Zeit größer werden und am Ende dazu führen, dass weniger Strom erzeugt wird. Aber mit diesen Schritten gelingt die Reinigung der Anlage ohne Schwierigkeiten:
Schritt #1: Elektroanschlüsse überprüfen
Strom ist ein fieser Zeitgenosse, da man ihn nicht sieht, aber umso heftiger spürt. Daher werden im ersten Schritt alle Elektroanschlüsse überprüft. Wenn nämlich Wasser auf ein defektes Kabel trifft, kann dies Kurzschlüsse verursachen und es entsteht Stromschlaggefahr.
Schritt #2: Module abkühlen lassen
Die Reinigung erfolgt an bewölkten, beziehungsweise nicht zu heißen Tagen. Da die Module normalerweise mit kaltem Wasser und etwas Reinigungsmittel gesäubert werden, trocknet das Wasser schnell, wenn die Sonne auf sie brennt. Die Folge sind unschöne Flecke. Außerdem kann kaltes Wasser auf erhitzten Modulen dazu führen, dass die Mikrorisse bekommen, die größer werden können und das Modul am Ende komplett unbrauchbar machen.
Schritt #3: Sanfte Reinigungsmittel
Dem Wasser wird nur ein wenig sanftes Reinigungsmittel wie ein umweltfreundlicher Haushalts- oder Glasreiniger hinzugegeben. Alternative Konzentrate auf Basis von Zuckertensiden bauen sich schnell und biologisch ab. Wenn möglich, wird auf die Zugabe eines Reinigers verzichtet.
Als Werkzeug kommt entweder ein weicher Schwamm oder eine weiche Glasbürste infrage, damit die Glasabdeckung der Module nicht zerkratzt oder beschädigt wird.
Nicht nur die Module, auch die Ränder und Halterungen müssen sorgfältig geputzt werden.
Schritt #4: Weiches Wasser
Nicht in allen Gegenden Deutschlands ist das Wasser kalkarm und damit weich. Weiches Wasser verhindert unschöne Kalkstreifen und Schlieren. Wo das Wasser sehr kalkhaltig und damit hart ist, wie zum Beispiel im Bereich der Schwäbischen Alb, sollte mit entmineralisiertem Wasser gereinigt beziehungsweise nachgespült werden.
Auch Wasser aus der Regentonne oder der Zisterne ist gut geeignet.
Schritt #5: Sicheres Arbeiten
Zur eigenen Sicherheit und zum Schutz vor Beschädigung der Solarmodule oder der Anlage, erfolgt die Reinigung von einem festen und sicheren Standplatz aus. Manche Anlagen können mit einer Bürste an einem Teleskopstiel vom Boden oder einer kleinen Leiter aus erreicht werden. Wo das nicht der Fall ist, ist ein Gerüst eine sichere Angelegenheit.
Schritt #6: Protokoll erstellen
Nach jeder Reinigung sollte dies in der Anlagendokumentation festgehalten und die Ertragsdaten neu bestimmt werden. Nur so lässt sich bei einem Rückgang des Ertrags feststellen, ob es an der Verschmutzung lag oder nicht. Falls nicht, liegt unter Umständen ein technischer Defekt vor und dann ist ein Fachmann gefragt, um das Problem zu lösen.
Wie oft muss eine Photovoltaikanlage gereinigt werden?
Wie oft die heimische Photovoltaikanlage gereinigt werden muss, hängt von verschiedenen Faktoren ab. So verunreinigt die Landwirtschaft die Module überraschenderweise stärker als zum Beispiel der Autoverkehr in der Stadt. Zudem ist das Klima ein entscheidender Faktor.
In Gebieten, in denen es aufgrund des Klimawandels sehr trocken geworden ist, sowie in anderen stärker belasteten Regionen, sollten die Module einmal im Jahr gereinigt werden. Bei geringer Luftverschmutzung kann es durchaus ausreichend sein, alle drei bis fünf Jahre ans Reinigen zu gehen.
Wer es genau wissen möchte, behilft sich einer App. Sie zeigt den Besitzern von Photovoltaikanlagen, ob sie gereinigt werden müssen. Die Informationen dazu kommen von einem Fachbetrieb für Solarreinigung, der über ein Jahr lang entsprechende Daten in Deutschland gesammelt hat und in einer App (SolarPlusCleaning) zur Verfügung stellt. Die Daten berücksichtigen unter anderem Alter, Standort und Größe der Anlage sowie die geschätzten Ertragsverluste.
Wann sollte eine Photovoltaikanlage gereinigt werden?
PV-Anlagen werden an kühleren oder sogar regnerischen Tagen gereinigt. Da zur Reinigung normalerweise kaltes Wasser verwendet wird, kann das Säubern die Module an heißen Tagen sogar beschädigen. Denn der Temperaturunterschied zwischen dem Wasser und dem Modul kann sehr groß sein und es kann zu Rissen kommen.
Wer unbedingt im Sommer reinigen möchte, muss entsprechend warmes Wasser nehmen. Das hat freilich die Nachteile, dass warmes Wasser teurer ist und dass bei einer Reinigung an einem Sommertag in der Zeit kein Strom produziert werden kann. Warmes Wasser hat nur den Vorteil, dass es mit weniger Reinigungsmittel einen besseren Effekt erzielt als kaltes Wasser.
Im Idealfall aber werden die Module im Frühjahr gereinigt, damit sie in den kommenden Monaten möglichst viel Sonnenenergie aufnehmen können.
Was kostet eine professionelle Reinigung einer Photovoltaikanlage?
Eine professionelle Reinigung kostet je nach Anbieter und Region im Schnitt zwischen zwei und vier Euro pro Quadratmeter. Bei kleinen Anlagen setzen die Dienstleister oft Festpreise an, zum Beispiel 100 Euro für eine Anlage mit fünf Kilowatt Peak und ab 150 Euro für eine Anlage mit einer höheren Leistung.
Für den Anlagenbesitzer ist es immer von Vorteil, wenn er sich mehrere Angebote einholt. Am besten von lokalen Dienstleistern, die keine weiten Anfahrten haben. Im Angebot sollten neben der Anfahrt auch Material und Ausrüstung inklusive sein.
Es kann sich auch lohnen, mit dem Anbieter einen Service- und Wartungsvertrag abzuschließen.
Muss die Photovoltaikanlage trotz Regen und Schnee gereinigt werden?
Regenschauer und Schnee haben einen gewissen Selbstreinigungseffekt von Solarmodulen. Kräftige Regengüsse schwemmen oberflächliche Verschmutzungen wie Blätter oder Staub von der Anlage hinunter. Auch Schnee, der von den Modulen rutscht, kann leichte Verschmutzungen wie Staub mit nach unten ziehen.
Eine geschlossene Schneedecke auf der Anlage hat allerdings den negativen Effekt, dass weniger Strom erzeugt wird. In diesem Fall sollten die Module umgehend vom Schnee befreit werden.
Die Reinigungswirkung einer Photovoltaikanlage funktioniert zudem nur bei einem Neigungswinkel von mindestens 15 Grad. Bei flacheren Anlagen ist eine Selbstreinigung kaum möglich.
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