Du hast schonmal mit Schnupfnase oder Bauchschmerzen zuhause gesessen und dir gewünscht, es gäbe ein gutes Hausmittel, das auch noch schmeckt und deinem Körper gut tut? Womit haben unsere Großmütter und Großväter kleine Schrammen während der Feldarbeit desinfiziert und Husten gelindert?
Die Natur ist der Ursprung aller Kraft und auch du kannst dir diese zu Eigen machen, indem du ein paar wichtigen Heilpflanzen Einzug in deinem Garten ermöglichst.
Anbau und Pflege ist dank der unkultivierten Pflanzen kinderleicht und mit den richtigen Standorten kannst du nicht nur deinen Garten gestalten, sondern jeden Platz effektiv für deine Versorgung mit wohltuenden Heilkräutern nutzen.
Ein oder zwei der folgenden 3 Heilkräuter sind dir sicherlich schon bekannt und du wirst überrascht sein, welche kleinen Wunder sie vollbringen können.
Aber wie baust du sie an?! …
Der Beginn deiner Reise ist nicht etwa im eigenen Garten, sondern auf Wiesen und unbewirtschafteten Waldrändern und Brachflächen. Hast du im Frühjahr dich schon einmal in eine Löwenzahnwiese gelegt und genascht oder im Spätsommer Kamille gepflückt?
Die meisten Heilkräuter wachsen nämlich bereits in der Natur an den oben genannten Orten. Du kannst natürlich auch gezielt das Saatgut einkaufen, aber ist es nicht schön, das passende Saatgut kräftiger und gesunder Pflanzen selber zu sammeln und in deinem Garten auszubringen?! Ein Versuch ist es allemal Wert.
Anbau und Pflege
Brennnessel
Eine Pflanze, die so gut wie jeder kennt, ist die Brennnessel. Der Name ist berechtigt, denn mit ihrem Nesselgift hat sie dir vielleicht auch schon mal die Hand bei der Gartenarbeit verbrannt.
Sie ist aber seit Jahrhunderten aus der Kategorie Heilkräuter nicht mehr wegzudenken.
Brennnesselsamen erntet man Ende Juli bis Ende Oktober. Vorzugsweise sammelst du die weiblichen Samen. Diese hängen üppig an kleinen, zarten Stängelchen gewachsen zwischen den obigen Blättern hinunter. Die satte grün-bräunliche Farbe ist unverwechselbar.
Die Anzucht erfolgt am besten ab Februar in kleinen Anzuchttöpfen mit torffreier Anzuchterde an einem sonnigen Platz im Haus. Die Samen gehören zu den Lichtkeimern. Das bedeutet, sie brauchen das UV-Licht, um sich auszubilden. Lege daher den Samen nur auf z.B. BIO-Kräutererde und drücke den Samen leicht an.
Tipp für die Anzucht
Mit etwas kreativem Geschick lässt sich ruck zuck ein kleines Anzuchtkästchen selber basteln. Verpackungsschalen von Obst und Gemüse (ohne Löcher ) können mit den Rändern aufeinandergesetzt und mit etwas Klebeband als Mini-Gewächshaus funktionieren.
Ein Nzuchtkasten schützt die Erde vor dem Austrocknen.
Das Anzuchtgefäß sollte hell und warm bei 20 bis 25° Celsius im Haus platziert werden. Die Saat muss unbedingt feucht gehalten werden. Hierfür eignet sich eine Pumpsprühflasche. Nach zwei bis fünf Wochen erscheinen die ersten Sämlinge.
Nach den Eisheiligen können die Jungpflanzen in deinen Garten ziehen. Sie sind frostempfindlich und daher ist etwas Geduld bis Mitte Mai gefragt. Wenn du nicht zu den geduldigsten Menschen gehörst, dann kannst du auch im Frühjahr bereits vorhandene Brennnessel Pflanzen als Staude ausgraben und bei dir ins Beet einpflanzen.
Die Brennessel liebt Sonne, Wärme und einen windgeschützten Platz. Dünger braucht die Pflanze so gut wie keinen, es sei denn die Blätter werden blass, dann freut sich selbst die Brennessel sich über eine kleine Düngergabe in Form von Kompost oder flüssigen Biodünger.
Du kannst das ganze Jahr über die Blätter ernten und kochen, roh essen oder zu einem Tee aufgießen. Auch in einer frischen Schorle ist das feine Aroma der Pflanze eine willkommene Abwechslung. Im Spätsommer kannst du die ganze Pflanze ernten und zum Trocknen in kleinen Büscheln kopfüber aufhängen. Gehexelt oder klein geschnitten ist sie selbst im Winter eine Köstlichkeit in Brotspeisen, Frischkäse, Dips und als Teeaufguss.
Energie PUR!
Gebe Brennesselsamen oder kleingehackte Blätter (auch getrocknet) in einen frischen selbstgemachten Brotteig. Der Geschmack ist himmlisch!
Achtung!
Sammel, Verwende und pflanze keine Heilkräuter bzw. Samen, die an Straßenrändern, Fabriken, Gewerbegebieten oder konventionellen landwirtschaftlichen Flächen wachsen. Die äußeren Einflüsse, wie Abgase, chemische Substanzen, Spritz- und Düngemittel möchtest du sicherlich nicht in und auf deinen Pflanzen haben.
Beifuß
Die Anzucht kann als Vorkultur im Haus oder ab April auch direkt im Freiland oder Kübel erfolgen. Beifuß ist ein Lichtkeimer. Daher lege die Samen bitte nur auf die Anzucht- oder Kräutererde und bedecke sie nicht, sondern drücke sie nur leicht an.
Befeuchte täglich die Erde, es sei denn du hast ein Mini-Gewächshaus in deinem Equipment. Die Keimdauer beträgt zwei bis vier Wochen. Eine direkte Aussaat ist im April und Mai ebenfalls möglich.
Ist der Frost endgültig vorbei, kannst du Mitte Mai die Pflanzen mit einem Abstand von mindestens 60 Zentimeter an einem sonnigen Standort einpflanzen.
Damit den Korbblütlern genügend Freiraum zur Ausbildung ihrer Zweige zur Verfügung steht, pflanzen sie lieber in eine Reihe.
Für den perfekten Start kannst du eine Handvoll Hornspänen mit ins Pflanzloch geben. Das dient als Langzeitdünger. Der Boden sollte nicht lehmartig und zu fest sein.
Zum Glück ist die Pflege vom Beifuß anspruchslos. Er braucht nicht viel zusätzliche Bewässerung. Um allerdings ein Austrocknen der Erde in den heißen Sommermonaten zu vermeiden, empfiehlt es sich, eine dicke Schicht Laub Hackschnitzel aufzutragen.
Juhu, du kannst schon im August die erste Ernte Erfolg feiern. Die Pflanze wird ca. 1,30 Meter hoch und ist erntereif, wenn der Geruch sehr intensiv wird.
Die abgeschnittenen Zweige sind unterhalb der Blattseite schimmernd silbrig. Dies ist ein typisches Erkennungsmerkmal in der freien Natur für den Beifuß.
Hänge das Heilgewürz kopfüber in einem dunklen Raum zum Trocknen auf.
Getrocknet rascheln die kleinen Zweige und nun kannst du die Blätter ganz oder zerkleinert in Schraubgläsern oder Papiertüten dunkel und trocken lagern.
Die in den Blättern enthaltenen Bitterstoffe helfen unserem Verdauungstrakt, schwere Kost und rotes Fleisch, wie z.B. Ente oder Wild besser zu verdauen.
Beifuß kann aber auch als Tee genossen werden.
Der Beifuss ist mehrjährig und daher eine Dauerkultur in deinem Garten. Es lohnt sich allerdings immer mal wieder, Altbestände ausdünnen und frische Jungpflanzen einzusetzen. Bekanntlich lässt die Wirkung der Heilkraft des Beifußes mit den Jahren nach.
Johanniskraut
Johanniskraut wurde seit der Antike als Mittel gegen Menstruationsbeschwerden und zyklische Verstimmungen bis hin zu leichten, sogar mittelschweren Depressionen eingesetzt. Die Pflanze gilt als leichtes Antidepressiva. Die 50 bis 100 cm hohe Pflanze wurzelt bis zu einen halben Meter in die Erde hinein.
Die ab der Sommersonnenwende im Juni bis September austreibenden goldgelben Blüten stehen in Rispen ähnlichen Blütenständen und haben 5 freie Blätter.
Mach dir doch mal den Spaß und zerreibe die Blüten oder Knospen zwischen den Fingern … und du wirst sehen, es färbt sich rot.
Wirkende Kräfte einer Tinktur:
Fülle Johanniskraut in eine Flasche und begieße es mit Doppelkorn. Lasse die Mixtur 14 Tage ruhen und sie anschließend die Tinktur ab. Mirongläser eignen sich für die Aufbewahrung. Maximal drei Mal täglich einen Teelöffel einnehmen.
Aber OBACHT: Diese Tinktur oder ein Teeaufguss ersetzt keinen Arzt! Es kann lediglich intuitiv als Unterstützung verwendet werden.
Johanniskraut keimt am besten bei Frost und Licht. Im Freiland säe es daher am besten im späten Oktober oder ab Februar aus. Im Haus ist die Anzucht das ganze Jahr möglich.
Lass die Samen über Nacht in gefiltertem Wasser vorquellen. Am nächsten Tag kannst du die Samen mit etwas Bio- Kräutererde bedecken und keimen lassen. Die Erde sollte feucht gehalten werden und am liebsten mögen die Kleinen Schätze es, wenn sie bei 20-25 Grad so richtig loslegen dürfen.
Johanniskraut mag es sonnig und magere Böden. Das bedeutet, du kannst dir jegliches Düngen sparen. Toll, oder?!
Du verwendest am besten nur die Knospen, Blüten und Zweigspitzen der dekorativen Staudenpflanze. Wenn die Pflanze in voller Blütenpracht ist, kannst du am besten Ernten. Am Vormittag, nach einem Sonnenbad, ist der beste Erntezeitpunkt.
Zum Trocknen brauchen die Blüten Luft. Wie soll das bitte funktionieren?!
Ganz einfach: schnapp dir alte Bilderrahmen und eine Heißklebepistole. Optional geht auch Alleskleber. Nimm den Boden und das Glas aus dem Rahmen.Dann brauchst du noch weißes Fliegengitter Netz. Das erhältst du im Baumarkt. Lege den Rahmen auf das Netz und schneide ein passendes Stück zu. Anschließend klebst du das Material auf den Rahmen und lässt alles trocknen.
Jetzt kannst du noch Schnüre an die Ecken machen, um den Trockenrahmen aufzuhängen oder du legst das Gestell einfach an einen warmen, gut durchlüfteten Ort. Nun kannst du deine Blütenpracht ausbreiten und im getrockneten Zustand wunderbar im Kräuterschrank verstauen. Am besten in kleinen Gläsern oder Tüten.
Johanniskraut überwintert prima und treibt im Sommer wieder mühelos aus. Schneide die Stängel im Herbst bis kurz über der Erde zurück. Ein besonderer Schutz ist nicht notwendig. Säe deine zukünftigen Heilkräuter lieber in extra angelegten Beeten oder am Gartenrand aus, da einige Kräuter tief wurzeln und schneller wachsen als so manches Gemüse.
Es gibt selbstverständlich noch weitere Heilkräuter, wie z.B. Kamille, Salbei, Giersch, Ackerschachtelhalm, Ringelblume, Pfefferminze, Spitzwegerich, Frauenmantel, Kornblumen, Gänseblümchen, Vogelmiere oder Löwenzahn. Nimm dir für den Anfang am besten nicht zu viel vor, denn auch Heilkräuter brauchen Pflege. Empfehlenswert ist es 3-4 neue Heilkräuter anzubauen.
Also nichts wie ran an die Saattütchen und los!
Ähnliche Beiträge
Zwiebelhustensaft selber machen in 5 Schritten
Garten Frühlings-fit machen: die 6 besten Tipps vom Profi
Frauenmanteltinktur – was ist das?
Tomaten im Garten – Anbau, Pflege, Tipps und Tricks